Bestimmt hast auch du schon mal vom IPCC-Bericht gehört. Doch was ist dieser mysteriöse IPCC überhaupt, von dem so viel geredet wird? Und was steht eigentlich in dem Bericht?
Die Abkürzung IPCC steht für Intergovernmental Panel on Climate Change und heißt übersetzt Internationaler Ausschuss für Klimaänderungen. In den Medien ist einfachheitshalber aber meist vom Weltklimarat die Rede. Der IPCC ist ein (zwischen)staatlicher und wissenschaftlicher Ausschuss zugleich. Das heißt: Mitglied im IPCC kann zwar jeder Staat sein, der entweder Mitglied der UN (Vereinte Nationen) oder der WMO (Weltorganisation für Meterologie) ist (momentan sind es 195 Länder), in den IPCC-Gremien sitzen allerdings ausschließlich renommierte Wissenschaftler*innen, die ihre Fachexpertise bereits eindeutig nachgewiesen haben. Politiker*innen oder sonstige Regierungsbeamte sitzen daher nicht in diesen Gremien. Neben den Mitgliedsstaaten haben zudem mehr als 150 Organisationen einen Beobachterstatus (sogenannte „observer“) beim IPCC. Wichtig zu wissen ist zudem, dass das IPCC nicht selber forscht, sondern weltweit veröffentlichte Forschungsergebnisse auf ihre Aussagekraft und Seriösität hin überprüft und zusammenträgt. Das Bild, welches sich aus all diesen Ergebnissen ergibt, wird dann in einem Bericht dargestellt. Das IPCC ist somit frei von politischen Interessen und fasst lediglich sachlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um den Klimawandel zusammen. Der IPCC betont, seine Berichte seien zwar „relevant für Politik, empfehlen aber keine bestimmte Politik“. Will heißen: Man will Fakten darstellen; welche Handlungen daraus folgen, müssen Regierungen und Gesellschaft selbst entscheiden.
Zuletzt veröffentlichte der IPCC Sonderberichte (sogenannte „Special Reports“) zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad (Oktober 2018) sowie zum Klimawandel und zur Landnutzung (August 2019). Eine Wissenschaftlerin, die selbst maßgeblich an dem Bericht zum 1,5 Grad-Ziel mitgearbeitet hat, ist die Meterologin Dr. Daniela Jacob. Wir waren für Euch am 28.10.2019 bei den Hambacher Gesprächen auf dem Hambacher Schloss, wo Frau Dr. Jacob über die Ergebnisse des IPCC berichtet hat. Einige Ergebnisse haben wir hier für euch zusammengefasst (filmen durften wir bei dem Vortrag leider nicht):
- Die Temperatur auf der Erde hat sich alleine durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 und Methan bereits um 1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erhöht
- Die Durchschnittstemperatur der Erde erhöht sich bei unserer aktuellen Lebensweise alle zehn Jahre um 0,2 Grad. Das bedeutet, dass das 1,5-Grad-Ziel bereits zwischen 2030 und 2052 überschritten würde, wenn wir so weiter machen wie bisher
- Bei einer Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 Grad würden zwar rund 90% der weltweiten Korallenriffe absterben, 10% wären jedoch immerhin noch genug, dass sich die Korallenpopulation später wieder erholen kann. Bei 2 Grad Erderwärmung wären die Korallen (und damit der Anfang einer langen Ernährungskette) unwiederbringlich verloren. Zudem wären bei einer Beschränkung auf 1,5 Grad u.a. rund 50% weniger der Weltbevölkerung von Wasserknappheit betroffen. Diabetes, Asthma sowie die von Stechmücken übertragenen Krankheiten wie Malaria oder das Dengue-Fieber würden sich weitaus weniger ausbreiten, der Meeresspiegel wäre 10 Zentimeter niedriger und es gäbe weniger extreme Wetterereignisse
- Was wäre nötig, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen? Die weltweiten CO2-Emissionen müssten bis 2030 im Vergleich zu 2010 fast halbiert und bis 2050 „Nettonull“erreicht werden (Nettonull bedeutet, dass nicht mehr CO2 ausgestoßen wird, als die Erde bspw. durch Pflanzen auch wieder aufnehmen kann). Darüber hinaus sind noch gewaltige technologische Fortschritte, Umstellungen und Verhaltensänderungen erforderlich. Selbst, wenn man nur das 2 Grad-Ziel erreichen wollte, müssten die CO2-Emissionen bis 2030 um 20% gesenkt und Nettonull bis 2075 erreicht werden
- Der Bericht in Zahlen: An dem Bericht haben neben 133 beitragenden Autoren 91 („Haupt-„)Autor*innen aus 40 Ländern und 1.113 Gutachter mitgewirkt. Es wurden 6.000 wissenschaftlicher Veröffentlichungen berücksichtigt und 42.001 Kommentare gelesen, kommentiert und minutiös beantwortet
Frau Dr. Daniela Jacob sieht in diesen Ergebnissen den klaren Auftrag an die Politik, vor dem Hintergrund des Wissens um die gravierenden Konsequenzen für nachkommende Generationen im Falle eines „Weitermachens wie bisher“, alle nötigen Anstrengungen zu unternehmen, das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimabkommens zu erreichen. Denn: „Keiner kann mehr sagen: ich habe nichts gewusst!“.
Eigentlich war im Anschluss an Frau Dr. Jacobs auch noch eine Diskussion zwischen Jürgen Trittin (ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Grünen) und Frau Dr. Jacob geplant, bedauerlicherweise schaffte es Herr Trittin jedoch aufgrund einer erheblichen Bahnverspätung nicht zur Veranstaltung. Der geplante Dialog zwischen Wissenschaft und Politik konnte daher bei dieser Veranstaltung leider nicht stattfinden.
Wenn du dich noch ausführlicher mit den IPCC-Berichten und vielen interessanten Grafiken und Zukunftsmodellen zur Klimaentwicklung beschäftigen willst, kannst du dir hier die Berichte herunterladen.
Zum Abschluss hier noch einen sehr lesenswerter Artikel der ZEIT mit „Zehn Fakten zum Klimawandel“.