Mit Bildungs“urlaub“ Zukunft pimpen?

Bildungsurlaub, ist das so cool wie es klingt? Wir und Malu Dreyer denken schon, aber urteile einfach selbst. Für alle Auszubildenden in Rheinland-Pfalz gilt nach dem Bildungsfreistellungsgesetz ein Anspruch auf 5 Tage Bildungsfreistellung pro Ausbildungsjahr.

Echt? Klar!!! Es gibt natürlich wie so oft auch eine kleine Ausnahme. Dieser Anspruch besteht erst ab dem 7. Monat im Ausbildungsverhältnis. Aber das ist im Prinzip ja keine große Sache.

Was heißt das im Klartext? Ihr könnt pro Ausbildungsjahr 5 Tage Bildungsurlaub bei Eurem Betrieb einreichen.

Ok was heißt das dann?  Kann ich damit auf der nächsten Minecraft-All-Star Jam Convention diese für 5 Tage nonstop durchzocken? Nein, leider nicht. Die würde vermutlich nicht unter die Kategorie „Anerkannte Veranstaltung der Bildungsfreistellung“ fallen. Gibt aber trotzdem eine Menge an echt coolen Angeboten! Hier geht es zum Suchportal des MWWK (das Portal wird vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz betrieben): Suchportal anerkannte Weiterbildungsveranstaltungen

In unserem nächsten Video verraten wir Euch, was Ihr wissen bzw. tun müsst, um Bildungsurlaub in Anspruch zu nehmen! Also in Kürze dazu mehr……….

Hier schon mal zu einer ersten Orientierung die entscheidenden Passagen aus dem Gesetzestext/ Bildungsfreistellungsgesetz kurz BFG (Stand 04/2018):

§ 2
B i l d u n g s f r e i s t e l l u n g s a n s p r u c h

(3) Für die in Rheinland-Pfalz zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten gilt dieses
Gesetz mit der Maßgabe, dass sich der Anspruch auf Bildungsfreistellung
auf fünf Arbeitstage im Ausbildungsjahr zur Teilnahme an Veranstaltungen
der gesellschaftspolitischen Weiterbildung beläuft, wenn dadurch das Ausbildungsziel
nicht gefährdet wird.

(6) Der Anspruch auf Bildungsfreistellung entsteht nicht vor Ablauf von sechs
Monaten nach Beginn des Ausbildungsverhältnisses oder des Beschäftigungsverhältnisses.

 

Politische Bildung

Was sagen aktuelle Studien und Expertisen zu politischem Interesse, politischer Aktivität sowie dem Medien(-nutzungsverhalten) von Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Wir möchten hier an dieser Stelle exemplarisch einen kurzen Einblick in die zentralen Ergebnisse einiger relevanten Studien bezüglich der Thematik geben, z.B. die SHELL-Studie 2015, die JIM-Studie 2016, die SINUS-Studie 2016, die Vermächtnisstudie 2016, die Expertise des BAP 2017 auf Grundlage des 15. Kinder und Jugendberichts und in das Gutachten „Bildung 2030“ des Aktionsrats Bildung 2017.

Insbesondere aus der Shell-Studie 2015 und der Expertise des BAP geht hervor, dass bei der Jugend weiterhin eine ausgeprägte Politikverdrossenheit herrscht. Insbesondere den Parteien wird seitens der Jugendlichen kein größeres Vertrauen entgegen gebracht. Es wird ihnen vor allem die Orientierung an eigenen Organisationsinteressen sowie fehlende Verlässlichkeit vorgeworfen (SHELL 2015).
Dies schlägt sich auch in den niedrigen Beteiligungszahlen Jugendlicher an organisierten politischen Beteiligungsformen (sprich in Parteien, Gewerkschaften oder Bürgerinitiativen) nieder: Nur ca. 2-3% der Jugendlichen sind hier aktiv – Tendenz sinkend. Populärer ist bei Jugendlichen hingegen die Teilnahme an niedrigschwelligen und individuellen politischen Beteiligungsangeboten wie z.B. Warenverzicht, Online-Petitions oder Unterschriftenliste. Partizipations- und Beteiligungsangebote, die über das Internet zugänglich sind, kommen also beispielsweise gut an (SHELL 2015).
Gerade die niedrigen und weiter sinkenden Beteiligungszahlen Jugendlicher an organisierten politischen Beteiligungsformen stehen jedoch im krassen Gegensatz zu dem in der Shell-Studie 2015 konstatierten „deutlich gestiegenem“ politischen Interesse Jugendlicher seit dem Jahre 2002: Demnach gaben 41% der Jugendlichen an, „politisch interessiert“ zu sein (2002: 30%), 32% ist es wichtig, sich politisch zu engagieren (2010: 23%) und 51% haben starkes Interesse am Weltgeschehen. Auch aus der intergenerationalen Vermächtnisstudie 2016 wird die Diskrepanz zwischen der Ideologie- und der Handlungsebene deutlich: Demnach halten es 75% der Befragten wichtig, über aktuelle Entwicklungen in Politik und Kultur informiert zu sein, der Anteil, derer, die sich allerdings tatsächlich informieren ist deutlich geringer. Hierfür liefert die Vermächtnisstudie folgende Erklärung: „Diejenigen, die eigentlich informiert sein wollen, scheitern häufig am Verständnis gesellschaftspolitischer Zusammenhänge“. Es gebe eine „Überforderung junger Menschen durch die Sprache der Politik“. Dies ist insbesondere deshalb äußerst problematisch, da die Bildungswelten der Jugendlichen trotz der positiven Entwicklungen bei den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch immer auseinander driften (SHELL 2015).
In fast allen Studien wird daher die Forderung nach niedrigschwelligen, aufsuchenden und lebensweltnahen Angeboten laut, in denen es vor allem darum gehen soll, die bildungsfernen Jugendlichen bzw. Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus zu erreichen. Diese Forderungen sind unter anderem konkret in der Expertise des BAP 2017 formuliert. Eine neu gestaltete politische Bildung sei zwingend erforderlich und müsse zudem „erfahrungs- und handlungsbezogener“ werden. Demokratie könne „unmittelbar erfahren und gelebt werden“, wenn die Wirksamkeit des Engagements der Jugendlichen erlebbar gemacht wird. Zudem müsse sie „Jugend ermöglichen“, indem sie Räume und Gelegenheiten für junge Menschen eröffnet, „in denen sie sich erproben, positionieren, entscheiden und in denen sie so etwas wie eine demokratische Haltung und Handlungsfähigkeit erlangen können“.

Wenn Ihr euch für das Medien(-nutzungsverhalten) von Jugendlichen und jungen Erwachsenen interessiert, klickt auf unseren Blogbeitrag „Digitalisierung und Medien“.

Digitalisierung und Medien

Bezüglich des sinnvollen Einbezugs digitaler Medien oder Netzwerke in ein analoges Format der politischen Bildung äußert sich der Aktionsrat Bildung: „Es geht […] darum, auf Basis der sich verändernden technologischen Möglichkeiten neue pädagogisch-didaktische Ansätze zu entwickeln, welche die Technologien gezielt und unterstützend einsetzen“ (Aktionsrat Bildung 2017, S.81). Dies soll im Sinne eines umfassenden TPACK-Konzepts (Technological Pedagogical And Content Knowledge) geschehen. Um ein solch umfassendes Konzept entwickeln zu können, ist es zwingend notwendig, die Zielgruppe Jugendliche in Bezug auf ihr Mediennutzungsverhalten, aktuelle Trends und Entwicklungen oder beliebte Plattformen möglichst genau zu kennen. Neben dem ausgeprägten direkten Kontakt zu den Jugendlichen geben auch hier die genannten Studien Aufschluss. Exemplarisch seien hier einige zentrale Erkenntnisse aus den Studien dargestellt:

  • Eine zentrale Forderung, die in allen Studien wiederkehrt, ist die intensivere Stärkung der Medienkompetenz. „Kompetenz“ meint hierbei in Kurzform den verantwortungsvollen, kritischen und reflektierten Umgang und ist nicht mit der „Anwendungskompetenz“ gleichzusetzen.
  • Die Anwendungskompetenz in Bezug auf Medien ist ein zentrales und wichtiges Element, sie allein macht einen Menschen aber noch lange nicht medienkompetent. In den Worten des BAP 2017 geht es vor allem darum, die „Kompetenzen junger Menschen zur Bewertung von Informationen und Quellen zu stärken“.Bei einer reinen Anwendungskompetenz bezogenen Medienvermittlung fehlt der kritische und reflektierte Umgang mit den Medien, der ebenfalls erlernt werden sollte.
  • Die Jugendlichen äußern das Bedürfnis (SINUS-Studie 2016) nach weniger gefahrenzentrierten, sondern mehr chancenorientierten Vermittlung von Medienkompetenz. Sie wünschen sich mehr konstruktive Hilfestellungen, da sie ihre „Medienkompetenz“ vorwiegend „by doing“ (bspw. auch durch Tutorials auf YouTube o.ä.) erwerben.
  • Bezüglich des Einsatzes von Medien wünschen sich die Jugendlichen, dass diese auf dem aktuellen Stand der Technik sind. Bei dem Einsatz von veralterten Medien droht die Gefahr, dass diese schnell belächelt und von der Zielgruppe nicht ernst genommen werden.
  • Laut der SINUS-Studie ist Medienkompetenz heutzutage kaum mehr eine Frage der Ausstattung. 95% der Jugendlichen besitzen ein Smartphone, mit dem das Internet in allen möglichen Facetten genutzt wird. Tablet-PC’s stehen bereits 2/3 der Haushalte zur Verfügung (JIM-Studie 2016).
  • Bezüglich des Medieninventars lässt sich mitunter sogar ein „Sättigungseffekt“ beobachten, welcher gerade bei bildungsnahen Jugendlichen teilweise schon dazu führe, dass der Mehrwert digitaler Formate infrage gestellt wird.
  • Bildungsferne Jugendliche begrüßten am Deutlichsten die Einbindung digitaler Medien – nicht zuletzt, weil man sich davon mehr Spaß verspricht (SINUS 2016).
  • Die meist genutzten Kommunikationsanwendungen sind laut JIM-Studie Whatsapp (95%), Instagram (51%), Snapchat (45%) und Facebook (43%), wobei letztere bereits rückläufig ist. An der Spitze der beliebtesten Internetangebote steht YouTube (64% benutzen es mind. mehrmals wöchentlich) – gefolgt von Whatsapp (41%) und Instagram (Mädchen 32%, Jungen 13%).
  • „Youtube spielt generell eine sehr große Rolle im Medienalltag der Jugendlichen“. 55% konsumieren Musikvideos, 40% lustige Clips, ca. 1/3 Let’s-play-Videos und Comedy-Formate von YouTubern und 20% Videos zu Nachrichten und dem aktuellen Geschehen sowie Lernvideos.
  • Rund 25% der Jugendliche sind sogenannte Info-Nutzer (Informationssuche dominiert bei den Internetaktivitäten). Doch auch hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen Jugendlichen aus gehobenen sozialen Verhältnissen und Jugendlichen aus einfachen sozialen Verhältnissen evident.

„Es ist […] eine medienpädagogische und -politische Aufgabe, mit altersgerechten Inhalten und Reflexionsmöglichkeiten dafür zu sorgen, dass die Heranwachsenden Gelegenheit bekommen, sich diese Dimension [Anm. Die Informations-Dimension] des Internets anzueignen. Die Relevanz dieser Aufgabe wird noch dadurch vergrößert, dass vor allem Jugendliche aus einfachen sozialen Verhältnissen dieser Nutzungsdimension des Internets weniger nachgehen.“ ( SHELL-Studie 2015, S.19).