Was sagen aktuelle Studien und Expertisen zu politischem Interesse, politischer Aktivität sowie dem Medien(-nutzungsverhalten) von Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Wir möchten hier an dieser Stelle exemplarisch einen kurzen Einblick in die zentralen Ergebnisse einiger relevanten Studien bezüglich der Thematik geben, z.B. die SHELL-Studie 2015, die JIM-Studie 2016, die SINUS-Studie 2016, die Vermächtnisstudie 2016, die Expertise des BAP 2017 auf Grundlage des 15. Kinder und Jugendberichts und in das Gutachten „Bildung 2030“ des Aktionsrats Bildung 2017.
Insbesondere aus der Shell-Studie 2015 und der Expertise des BAP geht hervor, dass bei der Jugend weiterhin eine ausgeprägte Politikverdrossenheit herrscht. Insbesondere den Parteien wird seitens der Jugendlichen kein größeres Vertrauen entgegen gebracht. Es wird ihnen vor allem die Orientierung an eigenen Organisationsinteressen sowie fehlende Verlässlichkeit vorgeworfen (SHELL 2015).
Dies schlägt sich auch in den niedrigen Beteiligungszahlen Jugendlicher an organisierten politischen Beteiligungsformen (sprich in Parteien, Gewerkschaften oder Bürgerinitiativen) nieder: Nur ca. 2-3% der Jugendlichen sind hier aktiv – Tendenz sinkend. Populärer ist bei Jugendlichen hingegen die Teilnahme an niedrigschwelligen und individuellen politischen Beteiligungsangeboten wie z.B. Warenverzicht, Online-Petitions oder Unterschriftenliste. Partizipations- und Beteiligungsangebote, die über das Internet zugänglich sind, kommen also beispielsweise gut an (SHELL 2015).
Gerade die niedrigen und weiter sinkenden Beteiligungszahlen Jugendlicher an organisierten politischen Beteiligungsformen stehen jedoch im krassen Gegensatz zu dem in der Shell-Studie 2015 konstatierten „deutlich gestiegenem“ politischen Interesse Jugendlicher seit dem Jahre 2002: Demnach gaben 41% der Jugendlichen an, „politisch interessiert“ zu sein (2002: 30%), 32% ist es wichtig, sich politisch zu engagieren (2010: 23%) und 51% haben starkes Interesse am Weltgeschehen. Auch aus der intergenerationalen Vermächtnisstudie 2016 wird die Diskrepanz zwischen der Ideologie- und der Handlungsebene deutlich: Demnach halten es 75% der Befragten wichtig, über aktuelle Entwicklungen in Politik und Kultur informiert zu sein, der Anteil, derer, die sich allerdings tatsächlich informieren ist deutlich geringer. Hierfür liefert die Vermächtnisstudie folgende Erklärung: „Diejenigen, die eigentlich informiert sein wollen, scheitern häufig am Verständnis gesellschaftspolitischer Zusammenhänge“. Es gebe eine „Überforderung junger Menschen durch die Sprache der Politik“. Dies ist insbesondere deshalb äußerst problematisch, da die Bildungswelten der Jugendlichen trotz der positiven Entwicklungen bei den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch immer auseinander driften (SHELL 2015).
In fast allen Studien wird daher die Forderung nach niedrigschwelligen, aufsuchenden und lebensweltnahen Angeboten laut, in denen es vor allem darum gehen soll, die bildungsfernen Jugendlichen bzw. Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus zu erreichen. Diese Forderungen sind unter anderem konkret in der Expertise des BAP 2017 formuliert. Eine neu gestaltete politische Bildung sei zwingend erforderlich und müsse zudem „erfahrungs- und handlungsbezogener“ werden. Demokratie könne „unmittelbar erfahren und gelebt werden“, wenn die Wirksamkeit des Engagements der Jugendlichen erlebbar gemacht wird. Zudem müsse sie „Jugend ermöglichen“, indem sie Räume und Gelegenheiten für junge Menschen eröffnet, „in denen sie sich erproben, positionieren, entscheiden und in denen sie so etwas wie eine demokratische Haltung und Handlungsfähigkeit erlangen können“.
Wenn Ihr euch für das Medien(-nutzungsverhalten) von Jugendlichen und jungen Erwachsenen interessiert, klickt auf unseren Blogbeitrag „Digitalisierung und Medien“.